Mama, bin ich dumm? Dem eigenen Kind Legasthenie erklären.
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- 10. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

„Mama, bin ich dumm?“ Ein Satz, der mitten ins Herz trifft. Viele Eltern von Kindern mit Legasthenie hören ihn irgendwann. Meist nach einem langen Schultag, wenn wieder einmal ein Diktat schiefgegangen ist, Hausaufgaben mit Tränen enden oder das Gefühl bleibt: „Alle anderen können das besser als ich.“
Für Eltern ist das schwer zu ertragen. Und gleichzeitig ist genau das der Moment, in dem wir unserem Kind das Wichtigste mitgeben können: Du bist nicht dumm. Du bist nicht falsch. Du lernst nur anders.
Warum sich Kinder dumm fühlen
Stell dir Anna vor. Sie sitzt in der dritten Klasse und liest laut vor. Die Wörter verschwimmen, sie vertauscht Buchstaben und die Klasse lacht. Nach der Stunde flüstert sie zu ihrer Mama: „Warum bin ich so blöd? Die anderen können das doch.“
Solche Szenen sind typisch. Kinder mit Legasthenie spüren, dass sie sich mehr anstrengen müssen, trotzdem mehr Fehler machen und oft korrigiert werden. In der Schule sind Fehler rot angestrichen, groß und sichtbar. Für viele ein Beweis: „Ich bin nicht gut genug.“
Dabei hat Legasthenie nichts mit Intelligenz zu tun. Ganz im Gegenteil. Viele bekannte Persönlichkeiten zeigen, dass man mit Legasthenie Großes erreichen kann. Albert Einstein, Leonardo da Vinci, Agatha Christie, Keira Knightley, Jamie Oliver,... sie alle hatten bzw. haben Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben. Und trotzdem haben sie die Welt verändert.
Wie Eltern Legasthenie erklären können
Wenn dein Kind dich fragt: „Bin ich dumm?“, dann ist das ein kostbarer Augenblick. Auch wenn er weh tut, bietet er die Chance, das Selbstbild deines Kindes entscheidend zu stärken.
Du könntest Sätze sagen wie:
„Du bist nicht dumm. Dein Gehirn funktioniert einfach anders.“
„Es gibt viele Wege zu lernen und deiner ist besonders.“
„Fehler sind keine Niederlage. Sie zeigen, dass du gerade etwas Neues lernst.“
Kinder brauchen einfache Worte und Bilder. Hilfreich ist es, Vergleiche aus ihrem Alltag zu nutzen:
„Schau, so wie manche Kinder sehr schnell laufen und andere super zeichnen können, so ist es auch beim Lernen: Jeder hat Stärken und Schwächen.“
„Dein Gehirn ist wie ein besonderer Computer. Es denkt in Bildern und Ideen und das ist eine große Stärke. Für Buchstaben brauchst du nur ein anderes Programm.“
So machst du klar: Es geht nicht um besser oder schlechter, es geht um anders.
Fehler als Helfer
Fehler sind für Kinder mit Legasthenie oft der größte Feind. Jede falsche Antwort schreit: „Du kannst es nicht.“
Aber in Wahrheit gilt: Fehler sind Helfer. Nur wenn wir stolpern, lernen wir, wie wir den nächsten Schritt sicherer machen.
Stell dir vor, dein Kind schreibt „Fata“ statt „Vater“. Klar, das ist ein Fehler. Aber gleichzeitig zeigt er, dass dein Kind das Prinzip der Laute verstanden hat. Es probiert, hört hin, setzt um und genau das ist Lernen.
„Fehler sind Wegweiser. Sie zeigen uns, was wir noch üben dürfen.“
„Jeder, auch Erwachsene, macht Fehler und wächst daran.“
Praktische Tipps für Eltern
Damit dein Kind Legasthenie nicht als Makel, sondern als Teil seiner Lernreise erlebt, kannst du im Alltag viel tun:
Stärken sichtbar machen: Lobe bewusst das, was dein Kind gut kann. Sei es Sport, Kreativität, Technik oder Fantasie. Das baut Selbstvertrauen auf.
Vergleiche vermeiden: „Deine Schwester liest schon besser“ solche Sätze verletzen. Dein Kind soll wissen: Es geht um seinen Fortschritt.
Sprache ändern: Statt „Das ist falsch“ lieber „Schau, hier können wir noch etwas verbessern.“
Bekannte Vorbilder zeigen: Erzähle von Einstein oder Agatha Christie. So versteht dein Kind: Ich bin nicht allein und mein Weg ist genauso wertvoll.
Wenn dein Kind fragt: „Mama, bin ich dumm?“, dann halte inne. Atme tief durch. Und antworte mit folgendem Satz:
„Nein, du bist nicht dumm. Du bist einzigartig. Du kannst alles lernen nur eben auf deine eigene Weise.“
Legasthenie ist kein Hindernis, sondern ein besonderer Lernweg. Und wer lernt, diesen Weg zu gehen, kann weit kommen, genau wie so viele kluge, kreative Menschen vor uns.




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